Die Jahre 1920 bis 1940: Die Zeit zwischen den Weltkriegen

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurde die Vereinsarbeit im Jahre 1920 wieder aufgenommen. Die folgenden Jahre waren zunächst geprägt von der Inflation, die schließlich zu einer Währungsreformim Jahre 1923führte. Der Kassenbericht wies für das Jahr 1923 vor der Währungsreform ein Kassenbestand von 1,15 Millionen Mark aus. Davon blieben nach der Währungsreform weniger als 1 Pfennig.

In den folgenden Jahren blieb die finanzielle Lage des Vereins schwierig. In den 1930er Jahren nahm dann der Einfluss der NSDAP auf das Vereinsleben mehr und mehr zu, bis die Vereinsarbeit nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges im Jahre 1940 dann erneut zum Erliegen kam. 9 aktive Musiker waren zu der Zeit an der Front.

Jahreschronik  

1920
Wiederaufnahme der Vereinsarbeit – 1. Hauptversammlung in der „Sonne“ nimmt Neufassung der Satzung an – Wahl von Bezirksrat Emil Wiesler, Schneidermeister, zum Vorsitzenden und Fridolin Brender zum Stellvertreter – Dirigent ist Josef Gutmann – Vereinsausflug nach Ehrenstetten.

1921
Generalversammlung beschließt monatliche Auftritte der Kapelle in den Wirtschaften Obermünstertals – Einführung eines Vereinsabzeichens – Kassenbericht mit 1.152 Mark Einnahmen und 745 Mark Ausgaben – 85 Mitglieder – Außerordentiche Generalversammlung wegen Unstimmigkeiten zwischen Dirigent und Musikern an Fastnacht und beim Trudpertsfest – Eindeutiger Vertrauensbeweis für den Dirigenten – Honorar des Dirigenten 5 Mark für eine Probe – Vereinsausflug mit dem Gesangverein über den Stohren, Halde, Notschrei nach Todtnauberg und Muggenbrunn zurück nach Neuhof, 60 Teilnehmer – Cristbaumfeier mit Gabenverlosung – Christbaumversteigerung bringt 466 Mark.

Beschluss der Generalversammlung vom 22. Mai 1921 zur Erweiterung des §8 der Statuten: „Aktive Mitglieder, die untereinander zu Uneinigkeiten gelangen, haben ihre diesbezüglichen Beschwerden dem 1. Vorsitzenden vorzutragen, der dann in der Streitfrage zu entscheiden hat. Es ist keineswegs gestattet, ohne wichtigen Grund den Proben oder Produktionen fernzubleiben, da dadurch das ganze Musikkorps geschädigt wird. Wer in solchen Fällen die Musik schädigt, hat eine Ordnungsstrafe, von Fall zu Fall, nach Ermessen des 1. Vorstandes, die aber 10 Mark nicht übersteigen soll, an die Vereinskasse zu bezahlen. Tritt ein aktives Mitglied aus obigen Gründen während des Jahres aus, trotzdem sein Austritt vom Vorstand als nicht begründet erachtet ist, so hat das Mitglied eine Strafe von 20 Mark an die Vereinskasse zu bezahlen.“

1922
Generalversammlung erhöht Jahresbeitrag für Passive auf 16 Mark, für Aktive auf 8 Mark – Wiederwahl des Vorstandes – Inventarwert der Instrumente 1.500 Mark – Christbaumfeier mit dem Gesangverein in der „Sonne“ – Silvesterfeier mit musikalischer Unterhaltung.

1923
Beitragserhöhung auf 50 Mark im Vierteljahr, Aktive zahlen die Hälfte – Beitritt zum Blasmusik-Gauverband – Inflation erfordert außerordentliche Generalversammlung – Beitragserhöhung auf 4.000 Mark – Satzungsänderung wegen Trennung der Ausgaben von Kapelle und Verein – Entschädigung von Mitgliedern, die nicht benutzte Instrumente zur Verfügung stellen – Verzicht auf Christbaumfeier wegen Inflation.

1924
Generalversammlung mit Kassenbericht 1,15 Millionen Inflationsmark im Jahr 1923 – Es bleibt weniger als 1 Pfennig – Neufestsetzung des Beitrages auf 1,50 RM im Vierteljahr – Gründung einer Theatergruppe – Anschaffung einer Fahne – Aufruf zur Sammlung an die Bevölkerung – Einstimmiger Beschluss zur Aufnahme von Freuen und Jungfrauen in den Verein, Beitrag 4 RM jährlich – 1. Preis beim Leistungsspiel, Gewinn eines Pokals – Rücktritt von Dirigent Josef Gutmann – Wahl von Th. Speck aus Staufen zum neuen Dirigenten – Zur Christbaumfeier im „Hirschen“ spendet die Bevölkerung dem durch die Geldentwertung mittellos gewordenen Verein für die Gabenverlosung.

1925
Generalversammlung beschließt Abhaltung eines Preismaskenballes an Fastnacht – Wiederwahl des Vorstandes durch Akklamation – 179 Mitglieder – Teilnahme an der Fahnenweihe des MV Norsingen sowie an Wertungsspielen in Pfaffenweiler (IIb Preis) und in Kirchzarten (Ic Preis).

Tagebuch vom 1. Juni 1925: „ Am Pfingstmontag feierte der hiesige Musikverein seine schon längst ersehnte Fahnenweihe. Ein herrlicher Frühlingsmorgen war angebrochen und Böllerschüsse kündeten den Festtag an. Die Musik ließ als Weckruf ihre schönen Weisen ertönen. Um 7 Uhr versammelte sich der Verein mit Festreiter und Festjungfrauen beim Gasthaus „Zur Sonne“, um die Fahne beim 1. Vorstand abzuholen, welcher nach einer kurzen Ansprache den Festjungfrauen die Fahne im Namen der Fabrik übergab. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Bei der „Sonne“ und “Linde“ wurde kurz Halt gemacht, um die Mitglieder, welche immer in großer Zahl warteten, in den Zug aufzunehmen. Unterdessen ist der Zug zu einem großen angewachsen, wie ihn Obertal noch nie gesehen hatte. Als in der Kirche alles seinen Platz eingenommen hatte, bestieg Pfarrer Strohmeyer die Kanzel, um die Festpredigt zu halten. Er gedachte in kurzen Worten über den Zweck und das Bestreben der Musik. Nach der Predigt wurde die Fahne geweiht, nach dem Hochamt spielte die Musik den Choral „Über den Sternen“. Nach dem Gottesdienst ordnete sich der Zug und unter schneidigem Marsche gings zum Frühschoppen ins „Kreuz“. Nach Vortragung einiger Musikstücke und gemütlicher Unterhaltung war die Zeit zum Aufbruch gleich angerückt und dann gings ins „Gasthaus zur Linde“, wo die aktiven Mitglieder und weitentferntesten ihr Mittagsmahl einnahmen. Von Mittags 12 Uhr ab war Empfangen der auswärtigen Vereine, welche trotz der vielen Feste noch in reichlicher Zahl erschienen. Es waren dies MV Pfaffenweiler, MV Grunern, MV Norsingen, Feuerwehrkapelle Staufen, MV St. Ulrich, MV Untermünstertal, TV Obermünstertal und Kriegerverein Obermünstertal. Auch der Gaupräsident Herr Tritschler von Krozingen war erschienen. Nach dem Empfang sämtlicher Vereine wurde mit der Aufstellung begonnen, welche sich in geordneter Weise vollzog. Zwischen den einzelnen Vereinen fuhren die beiden Droschken mir den Ehrengästen und Gründern des Vereins und unter klingendem Spiel der einzelnen Kapellen gings dem Festplatz zu. Auf demselben angekommen, spielte unsere Kapelle den Eröffnungsmarsch, danach Ansprachen und nach einem Prolog vorgetragen von Frl. Brender fand die Fahnenübergabe durch Fahnenjungfer Paula Muckenhirn an Fähnrich J. Wiesler statt. Dann hielt Hauptlehrer Dietrich die Festrede. Nach dem Festakt spielte jede Kapelle ein Musikstück und der Turnverein Untermünstertal beehrte uns mit einigen schönen Aufführungen, Pyramiden usw. Dann gings zu einem gemütlichen Tänzchen über und die auswärtigen Vereine rüsteten sich zum Aufbruch und verließen alle befriedigt unser schönes Tal.“

Mitgliederversammlung mit Bildschau über das Jubiläum und die Fahnenweihe – Omnibusausflug – Beschränkung auf 2 Proben im Monat – Begrenzung der Notenkosten auf 30 RM im Quartal.

1926
Generalversammlung dankt Gemeinde für 347,50 RM Zuschuss und 2 Ster Reisprügel – Vizedirigent Max Gutmann erhält 2 RM Entschädigung für eine Probe – Teilnahme am 100jährigen Jubiläum des MV Grunern mit Festbeitrag Ouvertüre „Das Friedensfest“ – Vereinsausflug auf den Gießhübel.

1927
Vorstandbeschluss zum Umbau der Instrumente auf tiefere Stimmung – Kauf einer Klarinette – Weigerung der Musiker die Kosten der Umstimmung zu tragen. Zuschussantrag an die Gemeinde über 350 RM, zuzüglich 10 RM an jeden Musiker – Generalversammlung beschließt, Gemeindezuschuss nach Abzug besonderer Vereinsausgaben an die Musiker auszuzahlen – Wahl von Joseph Riesterer zum 2. Vorsitzenden, Wiederwahl des übrigen Vorstands – Neufestsetzung der Beiträge auf jährlich 4 RM für männliche und 2 RM für weibliche Mitglieder – Fahnenwert 400 RM, Instrumentenwert 600 RM – Aufforderung an die Kapelle abwechselnd in den Wirtschaften zu spielen – Rückläufige Mitgliederzahl: 136 – Vereinsausflug mit 2 Omnibussen nach Titisee und St. Blasien – Teilnahme an der 200-Jahr-Feier der Pfarrkirche St. Trudpert.

1928
Neuer Dirigent Anton Stoll aus Staufen – Fastnachtsveranstaltung im „Hirschen“ mit Musik, Theater der Jungbauerngruppe und Tanz – Christbaumfeier in der „Linde“ in Anwesenheit von Bürgermeister Riesterer, Pfarrer Strohmeyer, Vikar Haug und Hauptlehrer Böller – Musikalische Beiträge der Kapelle finden Bewunderung.

1929
Generalversammlung wählt erneut Emil Wiesler trotz Rücktrittsabsichten zum Vorsitzenden – Weiterer Rückgang der Mitgliederzahl auf 118 wegen Arbeitslosigkeit – Musikanten verzichten auf Antrag von Vizedirigent Max Gutmann auf Auszahlung ihrer Entschädigung zugunsten einer einheitlichen Kleidung – daraufhin Beschluss zur Durchführung einer Haussammlung zur Stützung der Kleiderkasse – Anschaffung einer Uniform, bestehend aus Mütze und Joppe – Uniform bleibt zunächst Eigentum des Vereins, nach 5 Jahren geht sie in das Eigentum der Musikanten über.

1930
Generalversammlung dankt Dirigent Anton Stoll und Vizedirigent Max Gutmann für den hohen Leistungsstand der Kapelle – Guter Probenbesuch – Christbaumfeier mit dem Gesangverein.

1931
Großer Beifall beim Neujahrskonzert in der „Sonne“ – schlechte Kassenlage – nur noch 102 Mitglieder – Musiker fordern Beitragsfreiheit als Ausgleich für Fahrtkosten bei Auftritt in Ballrechten-Dottingen – Platzkonzert mit großem Erfolg auf dem Marktplatz in Sulzburg.

1932
Erfolgreiches Konzert in der „Sonne“ endet mit dreifachem Hoch auf den Dirigenten Anton Stoll – Generalversammlung beschließt Kauf neuer Noten zur Abhaltung von regelmäßigen Konzerten in allen Wirtschaften des Obermünstertals – Vereinsausflug an Pfingsten auf den Stohren, Schauinsland, Besichtigung der Schwebebahn, anschließend Konzert und Tanz auf dem Gießhübel.

1933
Jahresbeitrag wird ermäßigt auf 3,20 RM, nachdem die Mitgliederzahl auf 74 schrumpfte – wer vor dem 1. Juli den Beitrag zahlt, erhält einen weitern Bonus von 20 Pfennig – Vereinsvermögen an Geräten und Instrumenten beträgt 1171 RM.

1934
Der bisherige Vorsitzende der Vereins Emil Wiesler wird zum Vereinsführer bestimmt – Einfluss der NSDAP auf das Vereinsleben nimmt zu – der langjährige Dirigent und Vereinsmitbegründer Josef Gutmann wird nach 50jähriger Vereinsarbeit zum ersten Ehrenmitglied ernannt – Weihnachts- und Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen mit Freibier in der „Sonne“ – Dank an Emil Wiesler für 15jährige vorbildliche Vorstandarbeit – begrenzte musikalische Arbeit wegen angespannter Finanzlage – nur noch eine Probe im Monat.

1935
Wahl von Trudpert Riesterer zum 2. Vorsitzenden – Vereinsausflug nach Utzenfeld – Weihnachtsfeier in der „Sonne“ mit Freibier.

1936
Vereinsausflug an den Bodensee wird abgesagt, dafür Wanderung in die Münsterhalde.

1937
Neujahrskonzert und Weihnachtsfeier in der „Sonne“ – Aufstellung eines Jahresprogramms – schlechte Finanzlage zwingt erneut zu Sparmaßnahmen – Theateraufführung mit Musik an Fastnacht in den Wirtschaften – verstärkte Mitgliederwerbung – Rücktritt von Emil Wiesler als Vereinsführer – Wahl von Trudpert Riesterer, Stellvertreter Hermann Wiesler – Ernennung von Emil Wiesler zum Ehrenmitglied – Vereinsausflug nach St. Peter – Weihnachtsfeier in der „Linde“ mit einem Fass Freibier.

1938
Wahl von Karl Schneider zum Vereinsführer, Stellvertreter Trudpert Riesterer – wieder 107 Mitglieder – Kassenüberschuss 2,86 RM – Vereinsausflug mit Omnibus nach Säckingen – Weihnachtsfeier mit Konzert in der „Sonne“ – zahlreiche zur Wehrmacht und zum Reichsarbeitsdienst eingezogene Mitglieder auf Urlaub.

1939
Wiederwahl des Vorstandes – verstärkter Einsatz der Kapelle zu Parteiveranstaltungen.

1940
August Gutmann und Karl Stiefvater zu Ehrenmitgliedern ernannt – 9 Musiker und 16 passive Mitglieder an der Front – Versand von Feldpostpäckchen an die Mitglieder – Einstellung der Vereinsarbeit.

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